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Schlange stehen, um einen Tisch im La Malagueña zu bekommen. Salvador Salas Gastronomie Málaga und die Begeisterung für Churros zu Weihnachten: „Wir machen etwa 1.500 pro Tag«Einheimische und Touristen stehen Schlange, um dieses Gebäck aus Brandteig in den traditionellen Cafés und Ketten zu probieren, die es in der Altstadt anbieten
Matías Stüber
Málaga
Dienstag, 23. Dezember 2025
Málaga, Dezember, halb fünf Uhr nachmittags. Von dem kleinen Platz an der Ecke der Straßen Puerta del Mar und Herrería del Rey in der Altstadt von Málaga aus sieht man einen grauen Himmel, der Regen ankündigt. Selbst in der Stadt, die sich rühmt, eines der besten Klimas Europas zu haben, können die Temperaturen eisig sein. Die Dekoration und die Lichter zeigen, dass Weihnachten ist. Viele Touristen und Einheimische schlendern durch die engen Gassen der Altstadt mit ihren wunderschön restaurierten Kolonialfassaden aus der Jahrhundertwende und genießen eine Atmosphäre, die von einem einzigartigen Phänomen geprägt ist.
Dazu gehört die folgende Szene. Über hundert Menschen sitzen auf Aluminiumstühlen in der Casa Aranda, einem der traditionsreichsten Cafés der Stadt. Fast alle wiederholen dieselbe Geste: Sie tauchen ihren Churro in Schokolade. Wenn man den Kopf dreht, sieht man eine lange Schlange. Der Andrang ist groß und zeigt, dass in der Vorweihnachtszeit auch die Nachfrage nach dieser Art von Gebäck steigt, das keine Uhrzeit kennt. Es eignet sich zum Frühstück oder als Snack.
Ana Berrocal wird von ihrer Freundin Vicky begleitet. Die beiden stehen in der Schlange. „Später gehen wir zur Boliparty. Aber vorher wollen wir noch Churros essen. Wir hatten einfach Lust darauf«, erklärt Ana. Churros, versichert sie, gehören nicht zu ihrer täglichen Ernährung. „Aber zu Weihnachten habe ich Lust darauf«, versichert sie. Warum? „Im Sommer habe ich keine Lust auf heiße Schokolade«, antwortet sie.
Sie sind nicht die einzigen, die zu Weihnachten zum Churro kommen. Nur wenige Meter entfernt, in der Calle Sebastián Souvirón, befindet sich die Churrería und Chocolatería La Malagueña. Der Name ist Programm. Die Szene ist identisch mit der in Casa Aranda. Die Tische im Innenbereich und auf der Terrasse sind alle besetzt. Kellner kommen und gehen mit vollen Tabletts. Der Mann hinter der Theke trägt eine Weihnachtsmannmütze. Auf zwei Monate verteilt sind vierzehn Mitglieder der Familie Moya anwesend. Eine der Jüngsten zeigt ihr Handy, auf dessen Display eine WhatsApp-Gruppe mit dem Namen „Weihnachts-Chocolatada» zu sehen ist. „Das ist eine unverrückbare Tradition«, nickt sie.
Die Lust auf Churros nimmt zur Weihnachtszeit deutlich zu. Salvador SalasEine Gruppe Deutscher verlässt das Lokal. Sie sind zwischen 20 und 30 Jahre alt. Sie warten darauf, die Lichtershow in der Calle Larios zu sehen. Dass Churros mittlerweile ein internationales Produkt sind, bestätigt Tom, einer von ihnen. „Wir kannten Churros natürlich schon. Auf den Weihnachtsmärkten in Deutschland gibt es sie auch, aber hier schmecken sie besser«, sagt er lächelnd. Als sie ankamen, gab es noch keine Schlange. Eine halbe Stunde auf einen Tisch zu warten, hätte er nicht gemacht, gibt er zu.
Die Reise geht weiter. In der Cafetería Madrid in der Nähe der Plaza Uncibay wiederholt sich das Ritual und es ergibt sich eine weitere Beobachtung. Der Churro ist auch klassen- und altersübergreifend beliebt. Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren genießen ihn gleichermaßen. Man sieht Kleidung von Primark und andere teurere Marken. Churros schmecken allen sozialen Schichten.
Gastronomisches Kunsthandwerk
In der ebenfalls zentral gelegenen Straße Méndez Núñez befindet sich Tejeringo's Coffee. Diese Kette hat das Produkt in der gesamten Provinz verbreitet. José Castillo ist einer der Churros-Bäcker und verfügt über langjährige Erfahrung. „Wir können zwischen 1.000 und 1.500 Churros pro Tag herstellen«, sagt er. „Natürlich ist zu Weihnachten mehr los«, bestätigt er. Ihm bei der Arbeit zuzusehen, ist wie einem Handwerker zuzusehen, der jede Bewegung beherrscht, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.
Churros und ihre etwas größeren Verwandten, die Porras, sind in vielen Teilen Spaniens zu finden. Sie sind goldgelb und werden in heiße Schokolade getaucht. Mit einer Maschine spritzt Castillo vorsichtig einen Teig aus Mehl, Salz und Wasser in das heiße Öl, das etwa 234 Grad heiß ist. Die Herstellung von Churros ist eine Kunst für sich: Der Teig muss richtig gemischt und gerührt werden, damit keine Klümpchen entstehen. Und er muss so in das Öl getaucht werden, dass perfekt runde „Brötchen« entstehen. Wenn die Churros perfekt gerade sind, ist das ein Zeichen dafür, dass sie industriell hergestellt wurden.
In Málaga wird diese Kunst der Churros-Herstellung jeden Tag praktiziert. Nur für einige Stunden bleiben die Geschäfte geschlossen. Um sechs Uhr sind bereits viele Churros-Verkäufer an ihren Ständen, damit auch Frühaufsteher oder Nachtschwärmer etwas für Leib und Seele finden.